Was hat Luther in den 95 Thesen wirklich gesagt … | Christliche Bibelstudien

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Martin Luthers 95 Thesen werden oft als eine Charta, eine kühne Unabhängigkeitserklärung der protestantischen Kirche angesehen.

Aber als er fast 100 Diskussionspunkte in Latein schrieb, lud Luther lediglich seine akademischen Kollegen zu einer „Disputation über die Macht und Wirksamkeit des Ablasses“ ein, so der offizielle Titel der Thesen. (Die Debatte fand nie statt, weil die Thesen ins Deutsche übersetzt und weit verbreitet wurden, was einen Aufruhr verursachte.)

Was waren Ablässe? Im Bußsakrament beichteten die Christen ihre Sünden und erhielten dafür die Absolution. Zur Buße gehörte die Genugtuung, die zeitliche Strafe für die Sünden zu zahlen. Unter bestimmten Umständen konnte jemand, der wirklich zerknirscht war und seine Sünden gebeichtet hatte, durch den Erwerb eines Ablassbriefs einen teilweisen (oder seltener einen vollständigen) Erlass der zeitlichen Strafe erhalten.

In den 95 Thesen griff Luther nicht die Idee des Ablasses an, denn in These 73 schrieb er: “ … der Papst donnert mit Recht gegen die, die mit irgendwelchen Mitteln dem Ablasshandel Schaden zufügen.“

Aber Luther wandte sich entschieden gegen den Missbrauch des Ablasses – zuletzt durch die Verkaufskunst von Johann Tetzel. Und in diesem Prozess riss Luther, obwohl er sich dessen wahrscheinlich nicht bewusst war, die Pfeiler ein, die viele Praktiken im mittelalterlichen Christentum stützten.

Schlüsselaussagen

Hier sind 13 Beispiele von Luthers Thesen:

1. Wenn unser Herr und Meister Jesus Christus sagt: „Tut Buße“ usw., so meint er, dass das ganze Leben der Gläubigen eine Buße sein soll.

2. Diese Aussage kann nicht auf das Sakrament der Buße, d.h. der Beichte und Genugtuung, verstanden werden, das vom Priestertum gespendet wird.

27. Sie predigen menschliche Torheit, die vorgeben, dass, sobald das Geld in der Schatulle klingelt, eine Seele dem Fegefeuer entspringt.

32. Diejenigen, die annehmen, dass sie aufgrund ihrer Ablassbriefe des Heils sicher sind, werden zusammen mit ihren Lehrern auf ewig verdammt sein.

36. Jedem Christen, der aufrichtig bereut, wird auch ohne Ablaßbriefe die volle Vergebung von Strafe und Schuld zuteil.

37. Jeder wahre Christ, ob lebendig oder tot, hat Anteil an allen Wohltaten Christi und der Kirche, denn Gott hat sie ihm gewährt, auch ohne Ablassbriefe.

45. Die Christen sollen gelehrt werden, dass derjenige, der einen Menschen in Not sieht und, anstatt ihm zu helfen, sein Geld für einen Ablass verwendet, nicht einen Ablass des Papstes, sondern den Unmut Gottes erlangt.

51. Die Christen sollen gelehrt werden, dass der Papst den Armen, von denen gewisse Ablassprediger Geld abziehen, sein eigenes Vermögen geben soll und will, selbst wenn er dazu den Petersdom verkaufen müsste.

81. Dieses schamlose Predigen von Ablässen macht es selbst gelehrten Männern schwer, die Ehre des Papstes gegen Verleumdungen zu verteidigen oder auf die zweifellos scharfsinnigen Fragen der Laien zu antworten.

82. Zum Beispiel: „Warum leert der Papst nicht das Fegefeuer um der heiligen Liebe willen … denn schließlich lässt er doch unzählige Seelen um des schnöden Geldes willen frei, das für den Bau einer Kathedrale gespendet wurde? …“

90. Diese sehr aufschlussreichen Argumente der Laien mit Gewalt zu unterdrücken, anstatt sie mit angemessenen Gründen zu beantworten, hieße, die Kirche und den Papst dem Spott ihrer Feinde auszusetzen und die Christen unglücklich zu machen.

94. Wir sollen die Christen ermahnen, Christus, ihrem Haupt, durch Strafe, Tod und Hölle hindurch zu folgen.

95. Und so sollen sie ihr Vertrauen darauf setzen, dass sie durch viele Drangsale in den Himmel kommen und nicht durch eine falsche Sicherheit und einen falschen Frieden.

Innerhalb von zwei Monaten schoss Johann Tetzel mit seinen eigenen Thesen zurück, darunter: „Die Christen sollten gelehrt werden, dass der Papst aufgrund seiner Jurisdiktion über der gesamten katholischen Kirche und ihren Konzilien steht, und dass sie seinen Satzungen demütig gehorchen sollten.“

Abgedruckt aus „Protestants‘ Most-Famous Document“, der Redaktion von ChristianHistory.net. Klicken Sie hier, um den Originalartikel zu lesen und um Informationen zum Nachdruck zu erhalten.

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