Orale Verabreichung von Arzneimitteln: Vorteile und Nachteile

Die orale Verabreichung von Arzneimitteln ist der gebräuchlichste und akzeptabelste Weg der Arzneimittelverabreichung, insbesondere bei ambulanten Patienten. Wenn möglich, ist die orale Verabreichung, meist abgekürzt als p.o. oder PO (lateinisch per os, d.h. durch den Mund), die erste Wahl für die Verabreichung von Arzneimitteln, da sie sowohl bequem als auch wirtschaftlich ist.

Oral verabreichte Arzneimittel (z.B. Tabletten, Kapseln, Sirup, Lösungen, Suspensionen, Pulver, Emulsionen usw.) werden in den Mund genommen und geschluckt. Obwohl einige wenige oral eingenommene Arzneimittel dazu bestimmt sind, im Mund aufgelöst zu werden, werden fast alle oral eingenommenen Arzneimittel geschluckt. Die meisten von ihnen werden wegen der systemischen Wirkungen eingenommen, die sich aus der Absorption über die verschiedenen Oberflächen des Magen-Darm-Trakts ergeben. Einige wenige Arzneimittel, wie z. B. Antazida, werden wegen ihrer lokalen Wirkung im Magen-Darm-Trakt geschluckt.

Oral verabreichte Arzneimittel passieren in der Regel die Darmwand und die Leber, die mehrere inaktivierende Enzyme enthalten. Dieser Prozess wird als „präsystemischer“ oder „First-Pass“-Metabolismus bezeichnet. Dies bedeutet, dass nur ein Bruchteil des verabreichten Medikaments tatsächlich den systemischen Kreislauf erreicht (dieser Bruchteil wird als orale „Bioverfügbarkeit“ eines Medikaments bezeichnet).

Vorteile der oralen Verabreichung von Medikamenten

1. Es ist die einfachste, bequemste und sicherste Art der Verabreichung von Arzneimitteln.

2. Sie eignet sich für die wiederholte und längere Einnahme.

3. Sie kann selbst verabreicht werden und ist schmerzfrei.

4. Sie ist wirtschaftlich, da sie dem Patienten keine zusätzlichen Kosten verursacht. Handelt es sich bei dem Medikament um einen Feststoff, z. B. Tabletten und Kapseln, benötigt der Patient nur eine oder zwei Tassen Wasser, das in den meisten Fällen frei verfügbar ist. Wenn das Medikament in flüssiger Form vorliegt, ist nichts weiter erforderlich als ein Messgerät, das in den meisten Fällen mit dem Medikament geliefert wird.

5. Es sind keine sterilen Vorsichtsmaßnahmen erforderlich.

6. Die Gefahr einer akuten Arzneimittelreaktion ist minimal.

7. Für die Anwendung sind weder besondere Kenntnisse noch besondere Hilfsmittel (Spritzen, Nadeln) erforderlich.

Nachteile der oralen Verabreichung von Arzneimitteln

1. Sie ist nicht für Notfälle geeignet, da der Wirkungseintritt von oral verabreichten Arzneimitteln relativ langsam ist.

2. Sie kann nur bei bewussten Patienten und solchen Patienten angewendet werden, die schlucken können.

3. Sie erfordert die Kooperation oder Compliance des Patienten, insbesondere bei ambulanten Patienten.

4. Sie ist nicht geeignet für:

  1. unverträgliche und stark reizende Medikamente
  2. Medikamente, die durch Magensäure und Verdauungssäfte zerstört werden (z.B., Insulin)
  3. Medikamente mit extensivem First-Pass-Stoffwechsel (z.B. Lignocain, Imipramin)
  4. Patienten mit starkem Erbrechen und Durchfall.

5. Die orale Verabreichung von Arzneimitteln ist manchmal ineffizient, da die Absorption in den meisten Fällen unregelmäßig und unvollständig ist.

6. Veränderungen der Löslichkeit von Arzneimitteln können durch Reaktionen mit anderen im Gastrointestinaltrakt vorhandenen Stoffen entstehen, z. B. die Störung der Absorption von Tetracyclinen durch die Bildung unlöslicher Komplexe mit Calcium, das aus Milchprodukten oder Formulierungszusätzen verfügbar sein kann.

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