Lotusgeburt: Ein Trend, von dem Ärzte sagen, dass er ernsthafte Risiken birgt

Sie haben vielleicht schon einmal von der Lotusgeburt gehört oder auch nicht. Dabei handelt es sich um die Praxis, die Nabelschnur des Babys nicht gleich nach der Geburt zu durchtrennen, sondern sie und die Plazenta am Baby zu belassen. Für manche Menschen sehen die Nabelschnur und die daran befestigte Plazenta wie eine Lotusblume aus, daher stammt der Begriff. Mediziner verwenden den Begriff „Nabelschnur-Nonseverance“

Wenn die Nabelschnur befestigt bleibt, trocknet sie spontan aus und fällt nach etwa fünf bis 15 Tagen ab. Während dieser Zeit muss die Plazenta in der Nähe des Babys gehalten werden, damit die Nabelschnur nicht gezogen oder verdreht wird. Außerdem muss die Plazenta zusammen mit dem Baby herumgetragen werden. Eltern, die die Lotusgeburt praktizieren, bewahren die Plazenta normalerweise in einer Schale oder einem Beutel auf oder wickeln sie in ein Tuch. Sie können Salz, Kräuter oder ätherische Öle auf die Plazenta auftragen, um sie zu konservieren.

Warum die Lotusgeburt?

In einigen Kulturen wird die Plazenta mit spirituellen Qualitäten in Verbindung gebracht. Einige Befürworter der Lotusgeburt sagen, ihre Babys seien ruhiger, weil Nabelschnur und Plazenta nicht abrupt durchtrennt wurden, sondern sich sanft ablösen konnten. Andere sagen, dass das Abfallenlassen der Nabelschnur die Wunde vermeidet, die beim Durchtrennen der Nabelschnur entsteht. In einer Studie äußerten einige Mütter die Ansicht, dass die Plazenta zum Baby gehört. Die Nabelschnur austrocknen und von selbst abfallen zu lassen, ist eine Möglichkeit, das Baby entscheiden zu lassen, „wann es loslassen will“.

Was Experten sagen

Weder die American Academy of Pediatrics (AAP) noch das American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG) empfehlen, die Nabelschnur über einen längeren Zeitraum angeschlossen zu lassen. Sie befürworten jedoch das verzögerte Abklemmen der Nabelschnur – eine Verzögerung von mindestens 30 bis 60 Sekunden nach der Geburt, bevor die Nabelschnur abgeklemmt und durchtrennt wird. Durch diese Verzögerung kann zusätzliches Blut von der Plazenta zum Baby fließen, wodurch sich der Eisengehalt im Körper des Babys verbessert. Das zusätzliche Blut hat bei Frühgeborenen erhebliche Vorteile, wie z. B. eine bessere Durchblutung und einen geringeren Bedarf an Transfusionen. Die Dauer der Verzögerung kann je nach den Bedürfnissen des Babys und der Mutter variieren.

Das Royal College of Obstetricians and Gynaecologists (RCOG) des Vereinigten Königreichs hat eine Erklärung herausgegeben, in der Eltern gewarnt werden, dass es keine Beweise dafür gibt, dass die Lotusgeburt eine sichere Praxis ist. Dr. Patrick O’Brien, Sprecher des RCOG, sagt: „Wenn man die Geburt über einen längeren Zeitraum liegen lässt, besteht die Gefahr einer Infektion der Plazenta, die sich in der Folge auf das Baby übertragen kann. Die Plazenta ist besonders anfällig für Infektionen, da sie Blut enthält. Kurz nach der Geburt, wenn die Nabelschnur aufgehört hat zu pulsieren, ist die Plazenta nicht mehr durchblutet und besteht im Wesentlichen aus totem Gewebe.“

Nutzen und Risiken

Zurzeit gibt es keine medizinischen Beweise dafür, dass die Lotusgeburt dem Baby nützt. Da immer mehr Eltern eine Lotusgeburt wünschen, sind die Mediziner an zukünftigen Untersuchungen und Beweisen für diese Praxis interessiert.

Fachleute sind sich einig, dass die Plazenta nach der Geburt nicht durchblutet wird und anfällig für Infektionen ist. Wenn das Blut in der Plazenta infiziert wird, kann die Infektion auf das Baby übergehen. Derzeit veröffentlichte Fallberichte zeigen einen Zusammenhang zwischen Lotusgeburten und sowohl Sepsis durch bakterielle Infektionen als auch persistierende Hepatitis. Jüngste Fallberichte aus verschiedenen Gebieten in den USA beschreiben schwerwiegende Komplikationen bei Lotusgeburten. Eltern brachten ihre Babys mit der Nabelschnur und der Plazenta zur medizinischen Versorgung, weil sie Probleme beobachtet hatten. Diese Babys wurden mit lebensbedrohlichen Infektionen in neonatale Intensivstationen eingeliefert. In einem Fall kam es bei einem Baby zu einer Infektion der inneren Auskleidung des Herzens und der Herzklappen.

Was sollten Eltern tun?

Wenn Sie über die Praxis der Lotusgeburt für Ihr noch nicht geborenes Baby nachdenken, sprechen Sie mit Ihrem medizinischen Betreuer. Berücksichtigen Sie sorgfältig den fehlenden medizinischen Nutzen und das erhöhte Risiko ernsthafter und möglicherweise lebensbedrohlicher Komplikationen.

Wenn Sie sich für die Lotusgeburt entscheiden, überwachen Sie das Baby genau auf Infektionen. Suchen Sie bei Anzeichen eines Problems sofort ärztliche Hilfe auf. Einige Probleme, auf die Sie achten sollten, sind:

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