Zielsetzung: Freiverkäufliche Hustenmittel, von denen viele Codein (ein Opioid) oder Dextromethorphan (ein Opioid-ähnliches Mittel) enthalten, sind in Taiwan weit verbreitet und daher anfällig für Überkonsum oder Missbrauch. Wir wollten untersuchen, ob Opioide in Form von rezeptfreien Antitussiva eine bedeutende Rolle beim Medikamentenmissbrauch in Taiwan spielen.
Methoden: Daten zum Verbrauch von Codein und Dextromethorphan in Hustenmitteln und Schleimlösern von 2011 bis 2014 in Taiwan wurden von IMS Health (Intercontinental Marketing Services) zur Verfügung gestellt. Diese Daten wurden dann auf Trends und Varianz je nach Verfügbarkeit (verschreibungspflichtig oder rezeptfrei) und je nach Art des Medikaments (Codein oder Dextromethorphan) analysiert, um vier primäre Sektoren für den Verbrauch opioidhaltiger Hustensäfte zu bilden.
Ergebnisse: Von 2011 bis 2014 schwankte der Verbrauch von opioidhaltigem Hustensaft von Jahr zu Jahr zwischen 6 % und 9 % für den gesamten Hustensaftverbrauch, mit einem insgesamt rückläufigen Trend (11,3 % pro Jahr im Vergleich zu 2011). Innerhalb der zugrundeliegenden Sektoren übertraf der durchschnittliche Verbrauch von verschreibungspflichtigem Dextromethorphan (61,4 %) die anderen drei Sektoren, gefolgt in abnehmender Reihenfolge von rezeptfreiem Kodein (20,2 %), rezeptfreiem Dextromethorphan (10,5 %) und rezeptpflichtigem Kodein (8,0 %). Die Entwicklung des Verbrauchs betraf jedoch hauptsächlich OTC-Kodein, dessen Varianz die der anderen Sektoren bei weitem überstieg, die in der Reihenfolge abnehmender Varianz auf OTC-Dextromethorphan, verschreibungspflichtiges Dextromethorphan und verschreibungspflichtiges Kodein folgen.
Schlussfolgerung: Der relativ niedrige und stabile Verbrauch von verschreibungspflichtigem Kodein deutet darauf hin, dass die Ärzte in Taiwan bei der Verschreibung von Kodein vorsichtig sind und dass die medizinische Nachfrage nach Kodein stabil ist. Die große Varianz beim rezeptfreien Kodeinkonsum deutet darauf hin, dass eine Minderheit der Verbraucher erhebliche Mengen an Kodein für nichtmedizinische Zwecke kauft. Obwohl Opioide in Hustensaft keinen großen Teil des Gesamtverbrauchs ausmachten und somit nicht in großem Umfang missbraucht wurden, zeigten die Daten, dass rezeptfreier kodeinhaltiger Hustensaft im Vergleich zu verschreibungspflichtigem Kodein als Indikator für potenziellen Drogenmissbrauch in der Bevölkerung dienen kann.