Abtreibung und Reue

Der Artikel befasst sich mit drei Thesen über die Reue nach einer Abtreibung, die deren Relevanz für die Argumentation in Bezug auf die Abtreibung verdeutlichen sollen und die oft explizit oder implizit angeführt werden, um Frauen von dieser reproduktiven Entscheidung abzubringen. Die erste besagt, dass Bedauern nach einem Schwangerschaftsabbruch eine Abtreibung moralisch ungerechtfertigt macht. Zweitens ist eine relativ hohe Häufigkeit von Reue nach einem Schwangerschaftsabbruch – im Vergleich zu einer geringeren Häufigkeit von Reue nach der Geburt im relevanten Vergleichsbereich – ein guter Beweis für die moralische Unzulässigkeit einer Abtreibungsentscheidung. Die dritte These lautet, dass hohe Raten des Bedauerns nach einem Schwangerschaftsabbruch darauf hindeuten, dass ein Schwangerschaftsabbruch nicht die klügste oder wohlfahrtsmaximierendste Entscheidung für die betroffene Frau ist. Alle drei Thesen sprechen dafür, dass das Wissen über das Bedauern nach einem Schwangerschaftsabbruch in moralischen und praktischen Überlegungen zum Schwangerschaftsabbruch zwingend erforderlich ist, insbesondere aus der Sicht der schwangeren Frau. Dieser Artikel argumentiert, dass alle drei Thesen fehlerhaft sind. Insbesondere soll der Leser daran erinnert werden, dass Gefühle des Bedauerns, die sich auf frühere Entscheidungen richten, oft von der Tatsache ihrer moralischen oder rationalen Rechtfertigung abgekoppelt sind. Darüber hinaus machen bestimmte Merkmale reproduktiver Entscheidungen das Bedauern in diesem Zusammenhang zu einem besonders ungeeigneten Maßstab für die tatsächliche Rechtfertigung und zu einem noch weniger verlässlichen Beweis für das Fehlen einer Rechtfertigung, als dies in anderen Bereichen der Entscheidungsfindung der Fall sein mag. Daraus folgt, dass das Bedauern nach einem Schwangerschaftsabbruch, selbst wenn man davon ausgehen kann, dass es höher ist als das Bedauern nach der Geburt, für moralische und praktische Überlegungen zum Schwangerschaftsabbruch nicht so relevant ist, wie manchmal angenommen wird.

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